Gegen Zettelverteiler, Unfugstifter und Schmuckreisigfrevel. Polizeialltag im Wendland nach 1945

Gegen Zettelverteiler, Unfugstifter und Schmuckreisigfrevel.

Polizeialltag im Wendland nach 1945.

Da soll noch eine*r sagen, auf dem Land, da ist nichts los! Betriebsunfälle mit tödlichem Ausgang, Verkehrsunfälle, Einbrüche und Vorkommnisse an der Zonengrenze, für die Polizei gab's immer was zu tun. Das 'Archiv der unveröffentlichten Texte' ist in den Besitz von historischen Polizeiakten gekommen, aus denen wir - anonymisiert - lesen werden. Mit diesen Dokumenten halten wir einen Schatz in den Händen, der davon zeugt, was die Menschen unmittelbar nach dem Krieg bewegte, worüber sie stritten, wie sie feierten und was sie sich zu Schulden kommen ließen.

Beispiel: Januar 1951: "Die Forstdiebstähle haben in der letzten Zeit an Umfang wieder erheblich zugenommen. Die Kälte und der Kohlenmangel veranlasst die Bevölkerung, sich ihren notwendigen Brennholzbedarf aus dem Wald zu holen. Dadurch gehen Werte verloren, die schwer wieder einzubringen sind. Der Privatforstbesitzer allein ist nicht in der Lage, vorbeugend diesen Holzdiebstählen entgegenzutreten und auch der Umstand, dass die Privatforstbeamten größtenteils keine Waffen tragen wirkt sich beim Einschreiten gegen Forstdiebstähle sehr hinderlich aus. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass Dienststeller und Beamten meines Polizeibezirks den zunehmenden Forstdiebstählen und dem Schmuckreisigfrevel in entsprechender Form entgegentreten."

Da werden (selten!) Mörder gesucht, gegen Belästigung auf Tanzveranstaltungen eingeschritten, und das fehlende Rücklicht am Fahrrad einer Landarbeiterin bestraft. Färsen, die über die Grenze geraten, werden regelmäßig getauscht, von Ost nach West und von West nach Ost.

Politik spielte eine Rolle. Deutschland war ja erst seit kurzem besetzt. Im März 1951 heißt es:  "Public Safety Assistent Commissioner´s Office teilt mit, dass aus den Rädern eines Privatautos, welches ein Angehöriger der Control Commission am Abend des 7. März 1951 vor einer Messe der Control Commission in Lüneburg geparkt hatte, die Luft herausgelassen worden ist, und dass ferner unbekannte Täter kommunistische Flugschriften an den Wagen gesteckt haben. Public Safety sieht darin eine ausgesprochen feindselige Haltung gegenüber Angehörigen der Besetzungsmacht und ersucht um Abhilfe. Im gesamten Polizeibezirk ist daher in Zukunft ... ein wachsames Auge auf die nähere Umgebung von britischen Messen, vor denen gewöhnlich auch britische Wagen parken, zu richten. Gegen Zettelverteiler und Unfugstifter ist entsprechend einzuschreiten."

Für ihre erfolgreichen Einsätze werden Beamte belobigt. Beispiel Februar 1951 „Seit September vorigen Jahres sind in der Gegend von ... aus oberirdischen Fernsprechlinien der Deutschen Bundespost insgesamt 2160 kg Bronze- und Hartkupferdraht herausgeschnitten und gestohlen worden. In aufopfernden nächtlichen Einsätzen haben die Pol.- Abteilungen ...  mit ihrem Beamten das Verbrechen aufgeklärt und die Täter ... festgenommen. Den Genannten und den ihnen unterstellten Beamten (spreche ich) für ihre erfolgreiche Fahndungstätigkeit meine Anerkennung aus. Abschrift ist zu den Personalakten der Beamten genommen worden. Der Inhalt des Schreibens der Oberpostdirektion Hannover ist bei der nächsten Kreisdienstversammlung bekanntzugeben.

Diese und ähnliche Geschichten werden erzählt, gelesen und diskutiert im „Archiv der unveröffentlichten Texte“ und zwar am

24. September 2021 um 19 h, im Gasthaus Schulz, Heider Chaussee 12, in Groß Heide.

Kommt und hört. Diskutiert mit uns die Geschichten aus den eigenen Familien. Es freuen sich auf Sie/Euch die Mitglieder des „Archivs der unveröffentlichten Texte“: Antje Busse, Monika Eckoldt, Nina El Karsheh, Dr. Sibylle Plogstedt, alle aus Groß Heide. Mit Unterstützung von Dr. Cora Titz.

Übrigens: Die Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung ist ausgelaufen, d.h. gefördert wird das Archiv nicht mehr.  Wir brauchen also wieder Spenden.

Aktuell suchen wir plattdeutsche Texte und Poesiealben aus der DDR.

Wer dem 'Archiv der unveröffentlichten Texte' eigene Arbeiten überlassen oder uns an den geschriebenen, aber nicht gehobenen Schätzen aus dem Familienbesitz, verfasst von früheren Generationen, teilhaben lassen will, wende sich an:

Dr. Sibylle Plogstedt, Heider Chaussee 7, 29451 Dannenberg. Tel: 05861- 9867575, Mail: info@archiv-der-unveroeffentlichten-texte.de

Wir bitten auch diesmal um das Corona-gemäße Mitbringen von Masken, Impfpässen und Testbescheinigungen.

Wann?

24.September 2021 | 19:00 Uhr

Wo?

Groß Heide, Gastwirtschaft Schulz, Heider Chaussee 12