Ich war ein Hitler Mädchen

Archiv der unveröffentlichten Texte

12.3., 19 h Groß-Heide, Heider Chaussee 12.
Lesung: ich war ein Hitler-Mädel.

Mit diesem Abend beginnt das Archiv der unveröffentlichten Texte eine Reihe von Themenabenden aus Texten, die dem Archiv eingereicht wurden.

Gisela Cremér aus Laase hat ihre Erinnerungen aufgezeichnet. „Ich war ein Hitler-Mädel“, nennt sie ihre Erzählung. Als zehnjährige, sie schrieb den Namen Adolf Hitler noch falsch, bestand sie die Prüfung für die Aufnahme als Jungmädel und bekam „die Kluft“: Einen schwarzen Rock, eine weiße Bluse, Halstuch mit Knoten und die hellbraune Kletterweste. Während ihre Eltern jüdischen Familien halfen, sang die Tochter das Loblied auf „den Führer“. Was Gisela Cremér über diese Zeit ihrer Jugend erinnert, werden wir in der Gastwirtschaft Schulz lesen. Wir erfahren, wie ihre Bewunderung für die Nazigrößen „in einem Chaos von Verzweiflung“ zusammenbrach, als sie nach das Vorhandensein der Mordmaschinerie nicht leugnen konnte. Über ihren Mann, Rolf Cremér war französischer Herkunft, vermutete sie damals noch: „Ein Jude hat mich zur Frau gemacht.“ Gisela Cremér ist 1928 geboren, und hat als Heilpädagogin gearbeitet. Sie hat an Schreibwerkstätten teilgenommen.

Gerade haben wir einen Rundbrief von Sabine Spangenberg aus Salzwedel erhalten. Ihre Mutter Marianne Enk, geb. Jütte, hatte im Jahr Jahr 1929 im Internat Reifenstein einen einjährigen hauswirtschaftlichen Lehrgang gemacht. Die Mitglieder ihres Kurses haben von 1941-1944 einen Rundbrief kursieren lassen mit ihren Erlebnissen. Ein spannendes Dokument. Die Mutter hat in Leipzig gelebt, die übrigen hatte es längst in andere Städte verschlagen. Wer auf den Namen Jütte in Leipzig reagiert: Die Familie hatte einen Verlag, in dem viele schöne Insel-Bände herausgekommen sind und unter anderem auch Drucke von Maria Sibylle Merian. Die Originale liegen heute in der Sowjetunion.

Cremérs 1995 verstorbener Mann Rolf erzählte ihr über seine Zeit als Soldat. Auch das hat Gisela Cremér zu Papier gebracht. Es geht also auch um seine Zeit in Russland.

Dazu kommen Feldpostbriefe seines Vaters, die uns Berndt Thomes geschickt hat.

Im nächsten Text geht es um die letzten Kriegstage in Charlottenburg. Walter Reimann wird den Brief seiner Mutter Charlotte Reimann an ihre Eltern vorlesen: „Bericht zur Lage vom Kriegsschauplatz in Charlottenburg“ heißt er und stammt vom 28.4.1945. Die Bombenabwürfe gehen da noch weiter, die Zooflak ist nicht verstummt. Es sind die letzten Tage im Bunker und die Frage, wie die Familie an Wasser kommt. Und um die nächste Ungewissheit, als die Russen dann da sind. Seine Familie gehörte, so Walter Reimann, zu der einzigen Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, die nicht aufgeflogen ist.

Wer uns eigene Texte oder Schätze aus dem Familienbesitz, verfasst von früheren Generationen, geben will, wende sich bitte an: Dr. Sibylle Plogstedt, Heider Chaussee 7, 29451 Dannenberg-Groß Heide, Tel: 05861-9867575, Mail: splogstedt@t-online.de

Wann?

12.März 2018 | 19:00 Uhr

Wo?

Große-Heide, Heider Chaussee 12.