Lebensborn und die Kinder von Zwangsarbeiterinnen
Der Lebensborn war in der Zeit des Nationalsozialismus ein von der SS getragener Verein, dessen Ziel es war, auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Geburtenziffer „arischer“ Kinder zu erhöhen. Unverheiratete Schwangere sollten von einer Abtreibung abgehalten werden. Und die unehelichen Kinder zur Adoption – bevorzugt an Familien von SS-Angehörigen – vermittelt werden.
Für die betroffenen Kinder folgte eine lebenslange innere Zerrissenheit. Über ihre Eltern wussten sie nichts. Die Familie, in der sie lebten, war nicht ihre Herkunftsfamilie. Wer waren die Eltern, bei denen sie aufgewachsen waren?
Heide Wolf ist eine der Betroffenen, die in Bad Polzin zur Welt kam. Sie hat sich beim „Archiv der unveröffentlichten Texte“ gemeldet und möchte über die lebenslange Ungewissheit berichten, die solch eine Herkunft mit sich bringt.
Passend dazu zeigen wir einen kurzen Filmbeitrag über Bad Polzin, den Sibylle Plogstedt in den 90er Jahren für Report/Baden-Baden/SWR gedreht hat.
Die Schwangerschaften unter den sogenannten Ostarbeiterinnen sind ein weiteres dramatisches Kapitel des damaligen Rassenwahns: Elke Meyer-Hoos, einst Vorsitzende des Museumsvereins Wustrow, wird im „Archiv der unveröffentlichten Texte“ über eine Gebärstation berichten, zu der die Frauen nach Uelzen gebracht und dort von ihren Neugeborenen getrennt wurden.
Für die Neugeborenen wurden sogenannte „Ausländerkinderstellen“ eingerichtet. Die gab es in Liepehöfen, Seerau i.d. Lucie, Vorwerk Nienhof bei Tolstefanz und Korvin /Ortsteil Lefitz. Je 25 bis 30 Kinder kamen in solch ein Heim, von der Geburt bis zum 10. Lebensjahr. Auch die Kinder, die die Mütter mitgebracht hatten, wurden dort untergebracht. Betreut durch zwei Polinnen oder Ostarbeiterinnen, hatte die örtlich zuständige Bezirksbäuerin die Oberaufsicht.
Um das Schicksal all dieser Kinder geht es diesmal im „Archiv der unveröffentlichten Texte“ und zwar am
21.6. 24 um 19 h, im Gasthaus Schulz, Heider Chaussee 12, in Groß Heide.
Kommt und hört. Diskutiert mit uns die Geschichten aus Euren/Ihren Familien und dem eigenen Leben.
Es freuen sich auf Sie/Euch die Mitglieder des „Archivs der unveröffentlichten Texte“: Antje Busse, Monika Eckoldt, Nina El Karsheh, Dr. Sibylle Plogstedt, alle aus Groß Heide. Mit Unterstützung von Dr. Cora Titz.