Lesen am Freitag, den Dreizehnten

Glück oder Unglück, das ist hier die Frage.

Ist noch alles gut, oder schon alles zu spät? „Es ist Freitag, der Dreizehnte, fünf Minuten vor Neun und ich ahne Schlimmes“, schrieb Günter Kolb einst ahnungsvoll. Obwohl seine beide Eltern an einem Freitag starben, war er überzeugt, Freitag der 13. sei sein Glückstag.

Das „Archiv der unveröffentlichten Texte“ stellt am Freitag, den Dreizehnten, den im April, passend Arbeiten von Antje Busse (Groß Heide), Ursula Eisenberg (Lomitz/Berlin), Günter Kolb (Gemeinde Rosengarten, das liegt nördlich von Harburg) und Cora Titz (Groß Heide) vor.

Antje Busse, Groß Heide, ist Drehbuchautorin und studiert zugleich noch einmal an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie liest aus ihrem Text „Anleger“: Mit dem Auftrag, ein Kunstprojekt zu erschaffen, bricht eine Kunstpädagogikstudentin auf und verwandelt ihre innere und äußere Welt und sich gleich mit. Zeit- und Erlebens-Ebenen entstehen vor der Szenerie Lauenburgs. Die subtile Schilderung ungewöhnlicher aber auch ganz gewöhnlicher Handlungen an nicht vertrauten Orten nimmt die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Gedankenreise, die das Alltägliche durchbricht und surreale Momente aufweist.

Ursula Eisenberg, Berlin und Lomitz, ist Autorin und hat als Lehrerin für Musik und Theater in der Erzieherinnenausbildung gearbeitet hat. Sie schildert in ihrem Werk „Älter werden danach…“, wie der Alltag für einen Menschen in Deutschland nach dem Terroranschlag auf die Twin Towers verläuft. Eisenberg beschreibt eine Protagonistin, die keinen persönlichen Bezug zu dem Geschehen hat, dennoch mit seinen Auswirkungen konfrontiert wird. Die Autorin stellt dabei die Wichtigkeit dieses dramatischen Ereignisses im Spiegel einzelner Individuen infrage.

Auf der Suche nach der eigenen Bedeutung inmitten eines gleichförmig-gleichgültigen Gesellschaftsstroms, werden die Zuhörenden mitgenommen, gerade noch Gefühltes in Vergangenes verwandelt, ganz Flüchtigkeit der menschliche Existenz. Eine zeittypische Eigenschaft unserer Kommunikation wird offenbar: Wir reden miteinander, ohne dabei jedoch wirklich in Verbindung zu treten. Vereinsamen wir ? Oder hilft uns der Einblick in das Innenleben der Protagonistinnen, die mitgefühlte Isolation?

Anders und doch vergleichbar der Dialog, den die Haikus von Günter Kolb und Cora Titz eingehen. Menschen, die sich nie gekannt haben.

Gedanken sind so schwer noch

ein Stein auf dem Tisch“

schreibt Kolb über Hunger nach Liebe.

Es ist als ob Titz antwortete:

Schneewarmes Glitzern

schmilzt auf deiner heißen Haut

vorm Venushügel

klirrende Kälte

bohrt sich durch meinen Mantel

mir ist furchtbar kalt.“

Günter Kolb gehörte zum schreibenden Freundeskreis von Gisela Cremér. Er lebte in Rosengarten, Kr. Harburg. Er ist im Februar 2018 verstorgen. Cora Titz ist Mitglied der Schreibwerkstatt und von Beruf Psychologin.

Wann?

13.April 2018 | 19:00 Uhr

Wo?

Heider Chaussee 12, Große Heide, Gastwirtschaft Schulz