Psychisch Leiden … Peter Handke, seine suizidale Mutter und die Erkrankung von ukrainischen Flüchtlingskindern

„Ihr Wahn ist mein Wahn“ schrieb Leonard Woolf einst über das Verhältnis zu seiner Frau, der Schriftstellerin Virginia Woolf. Nicht wenige Angehörige von psychisch Erkrankten würden das ähnlich formulieren. Im Leben mit Kranken fühlen sie sich wie angekettet, so als seien sie die Verursacherinnen, die Schuldigen. Zugleich sind sie aber die BetreuerInnen, HeilerInnen und ihre VertreterInnen gegenüber der Außenwelt.

Im Archiv der unveröffentlichten Texte wird Marita Lamparter aus Hamburg lesen. Auch sie gehört zu den Angehörigen. Nach einer schweren psychischen Erkrankung eines ihrer Söhne, wurde sie als Peer-Beraterin in der psychiatrischen Tagesklinik Altona aktiv. Seit 2012 ist sie gewähltes Mitglied im Beirat für Angehörige im Koog-Haus, Vitanas Sozialpsychiatrisches Zentrum, in Brunsbüttel und ehrenamtliche Sprecherin des Beirates für Angehörige.

Als Germanistin hat sie sich aber auch gefragt, wie Schriftsteller und Autorinnen ihre Beziehung zu psychisch kranken Angehörigen beschrieben haben. Sie stellt uns vor, wie Peter Handke, der Nobelpreisträger mit serbischem Hintergrund, über seine Mutter schrieb. Die war suizidal. Lamparter fragt: Wie hat er als Künstler auf die besondere Belastung reagiert? Wie schlug sich die besondere Beziehung zur Mutter in seinem literarischen Werk nieder? Handke selbst hat über seine Mutter gesagt: „Sie wurde ein neutrales Wesen…….“

Marita Lamparter wird demnächst ein Buch zu dem Thema herausbringen. Darin geht es auch um die Schriftstellerin Violaine Huisman und die Schriftsteller James Joyce, Leonard Woolf, Ted Hughes als Angehörige. Das Thema psychische Erkrankung spielte bei allen eine große Rolle.

Marita Lamparter hat in Hamburg studiert, war Landesgeschäftsführerin bei den Grünen, bis sie sich ihrer neuen Aufgabe widmete.

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Yana Kyrylenko, unser zweiter Gast, ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Kyrylenko stammt von der Krim und ist als Ukrainerin eine der wenigen russisch-sprachigen Therapeutinnen der Bundesrepublik. Sie hat an der Medizinischen Hochschule Krim und dann an der Georg-August-Universität in Göttingen studiert. Sie stammt aus einer Ärztefamilie und durfte 1999 emigrieren, weil eine ihrer Großmütter jüdische Wurzeln hat.

Seit Beginn des Ukraine-Krieges werden in ihrer Bremer Praxis Kinder von Flüchtlingen behandelt. Die stammen aus der Ukraine, aus Moldawien, aber auch Tschetschenien. Die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sieht sie täglich an ihren jungen Patienten. Gerade hat Yana Kyrylenko begonnen, ein Netzwerk aus ukrainischen PsychologInnen und TherapeutInnen aufzubauen, um für Flüchtlingskinder ausreichend Hilfe zu schaffen.

Diese und ähnliche Geschichten werden erzählt, gelesen und diskutiert im „Archiv der unveröffentlichten Texte“ und zwar am

  1. Februar 24 um 19 h, im Gasthaus Schulz, Heider Chaussee 12, in Groß Heide.

Kommt und hört. Diskutiert mit uns die Geschichten aus ihren/Euren Familien und dem eigenen Leben. Es freuen sich auf Sie/Euch die Mitglieder des „Archivs der unveröffentlichten Texte“: Antje Busse, Monika Eckoldt, Nina El Karsheh, Dr. Sibylle Plogstedt, alle aus Groß Heide. Mit Unterstützung von Dr. Cora Titz.

Kontakt: Dr. Sibylle Plogstedt, Heider Chaussee 7,  Groß Heide,  29451 Dannenberg. T: 05861-9867575,
Mail: splogstedt@t-online.de

Wann?

09.Februar 2024 | 19:00 Uhr

Wo?

Gasthaus Schulz, Heider Chaussee 12, Groß Heide