Süßer die Glocken nie klingen?

Während das Wetter schmuddelig-nass oder klirrend kalt wird, brechen die Feierlichkeiten zum Jahresende  über uns herein: Weihnachten und Silvester. Wie unterschiedlich vor allem Weihnachten im Wandel der Zeiten erlebt wird, davon zeugen unsere heutigen Texte, aber auch Silvester kommt nicht zu kurz.

Hermann Harms, der Großvater von Immo Harms aus Groß Heide, verbrachte 1944 Heiligabend, Weihnachten und seinen Geburtstag am 25. Dezember als Kradmelder an der Ostfront. In zwei Briefen beschreibt er das für ihn erste Weihnachtsfest ohne seine Familie. Andere dort erlebten bereits das sechste Kriegsweihnachten. Eine Wurst, ein Stück Speck und ein halbes Pfund Butter sind damals wahre Schätze.

Bitterkalt ist es, als im Jahr 1948 eine Achtjährige mit ihrer Mutter und ihrer Schwester auf dem Schlitten zum Bahnhof fährt, um gemeinsam ihren Vater abzuholen, der aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt. Für Hella Hiddessen aus Dannenberg war das ein Fremder und so beschreibt sie ihre zwiespältigen Gefühle, als dieser Mann nun mit ihnen Weihnachten feiern und bei ihnen wohnen soll. Auch ihr zweiter Text dreht sich um Weihnachten. Mit viel Einfallsreichtum näht und häkelt sie tagelang für die Schwiegereltern, um bei ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest liebevoll handgearbeitete Geschenke zu überreichen. Wozu diese Geschenke dann aber tatsächlich herhalten müssen, war nicht geplant.

Irmtraud Schröder aus Lüchow, die aus Damnatz/Landsatz stammt, berichtet ebenfalls ihre Erinnerung daran, wie am 1. Advent 1945 überraschend der Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte.

Unter dem Pseudonym „Frau Holle“ berichtet Regine Leuber aus Lüchow ein Zwiegespräch mit einem Weihnachtsengel, der für das „wahre Weihachten“ sorgen möchte. Er versucht, Frau Holle zu allen nur erdenklichen, weihnachtstypischen Verhaltensweisen anzutreiben.

Marta Blank aus Sarenseck setzt sich in einem Gedicht mit dem Jahresende und den so typischen Verhaltensweisen auseinander, die der Mensch dabei an den Tag legt.

Einige ironisch-besinnliche Gedichte widmet Ursula Eisenberg (Berlin und Lomitz) dem Weihnachtsfest. Sie schildert das Glück des Alleinseins oder auch den Frieden des Geschiedenen, der lediglich durch Heiligabend ein wenig angekratzt wird. In einem Weihnachtsklage-Bilderbuch  warnt sie eindringlich vor Geschenken an die lieben Vierbeiner.

Die Silvesterfeier droht im Schnee zu versinken, als Sigrid Thürey (Gusborn) sich 1978 mit einem sommerbereiften Wagen durch den Elbtunnel auf den Weg nach Redemoißel macht. Ein Holzlaster muss sie aus einer Schneewehe retten, bevor sie beladen mit sauren Gurken und  Heringshappen ihre Försterhütte erreicht. Alle Gäste sagen aufgrund des Wetters ab und so findet sich am Ende eine Runde zusammen, die normalerweise nie miteinander gefeiert hätte.

Wann?

30.November 2018 | 19:00 Uhr

Wo?

Heider Chaussee 12, Große Heide, Gastwirtschaft Schulz