Wie Gott in Afrika. Oder:
Was unser Afrikabild geprägt hat

Als Weißer in Afrika leben, heißt heute zumeist feudal wohnen. Eine Villa, Lodge, Bedienstete im Haus und im Garten, Fahrer und doppeltes Gehalt sogar für Entwicklungshelfer, und last not least ein Nachtwächter, der die Siedlung der Weißen bewacht. Gab es diese Unterschiede auch im letzten Jahrhundert oder in früheren Jahrzehnten. Familienmitglieder, die nach Afrika gingen, dort zu Kolonialherren wurden, haben unser Afrikabild geprägt. Auch bei den Angehörigen im Wendland.

In der Familie von Klaus Bueb, wohnhaft in Gusborn, war der Vater Kolonialherr. Er hat in den 30er Jahren in Tansania eine von zwei großen Kaffeeröstereien gegründet und sie bis zum Ende des 2. Weltkriegs betrieben. 1983 reisten Klaus Bueb und seine Geschwister mit dem alt gewordenen Vater zurück an den Ort, den er als den Glücklichsten seines Lebens bezeichnete. Die von ihm gegründete Rösterei gibt es noch heute, sie wird von indischen Spezialisten betrieben. Die Reise in die Vergangenheit entwickelt sich zu einem Abenteuer. Einem gefährlichen, aber auch beglückenden. Vor allem, als der Vater auf seine alten Mitarbeiter trifft.

Elke Plassen lebt mit ihren über 80 Jahren in Hitzacker. In ihrem Leben war sie immer wieder in West-Afrika, ist mit der Tierwelt dort vertraut. Das trug ihr den Namen MM, Monkey Mom, ein. Die Affen-Mami verfasste später die Geschichte: „Als Dimo, der Schimpanse, eine Frau fand.“ Dimo wurde ihr in Liberia von Einheimischen angeboten, nachdem er in eine von ihnen gestellte Falle geraten war. Der Affe hatte eine große Wunde, litt unter starken Schmerzen. Von seiner Retterin ließ er sich behandeln, er vertraute ihr. Guckte sich das Verhalten seiner menschlichen Verwandten ab. Elke Plassen hat übrigens viel Vertrauen zu uns, dem „Archiv der unveröffentlichten Texte“. Es ist nämlich das erste Mal in ihrem Leben, dass sie eine ihrer Geschichten aus Liberia über ihre Reisen in den 60er und 70er Jahren öffentlich vortragen lässt.

Ebenfalls in Liberia spielt die Geschichte „Giorgala“, was so viel heißt wie Himmel und Gott. Jutta Kolbe, die Mutter der Hamburger Neurochirurgin Prof. Jutta Krüger ging aus Abenteuerlust im Jahr 1930 nach Bolahun in Westafrika. Mönche in weißleinenen Kutten begrüßten sie bei ihrer Ankunft. „Kleine dunkle Wollköpfe bargen sich in den weißen Falten und lugten hinter den beiden, im Schein der Laterne Stehenden hervor. Ich hörte wie im Traum sagen: ‚Welcome to Bolahun‘. Die Missionare kamen der Mutter von Jutta Krüger wie eine Personifizierung von Überirdischen vor, wie Gott in Afrika.

Jutta Krügers Mutter arbeitete als Laborantin in dem Hospital in Bulahun. Der Eingang war mit Lianen überflochten. Gegründet wurde das Hospital von den Anglikanern im Jahr 1923. Nicht um mit dem populären Lambarene von Albert Schweitzer zu wetteifern, sondern weil in Afrika viele Krankenhäuser notwendig waren. Staatliche Unterstützung gab es dafür keine. Das Krankenhaus finanzierte sich aus Spenden, die die anglikanischen Mönche durch Vorträge bekamen. Und dort – mitten in Liberia, im Krankenhaus in Bolahun – begegnete Jutta Kolbe dem Arzt Jochen Krüger, der im selben Hospital arbeitete. Er ölte gerade seinen Drillich, als die schwarze Nacht hereinbrach und der afrikanische Mond besonders romantisch leuchtete. Jutta Krüger liest aus den Abenteuern ihrer Mutter und damit auch denen ihres Vaters.

Wann?

12.Juli 2019 | 19:00 Uhr

Wo?

Heider Chaussee 12, Große Heide, Gastwirtschaft Schulz